Kindheit und die Entstehung von Hochsensibilität und Hochempathie
Es ist leicht, anzunehmen, dass Hochsensibilität und Hochempathie angeboren sind. Aber die Wahrheit ist komplexer. Ja, viele Menschen werden mit einer höheren Empfindlichkeit geboren – das Nervensystem reagiert einfach stärker auf Reize.
Doch was ist mit denjenigen, die im Laufe ihrer Kindheit diese Empfindsamkeit entwickeln?
Traumatische Kindheitserfahrungen, emotionale Vernachlässigung oder sogar der Versuch, die Lasten der Eltern mitzutragen, können zu Hochempathie führen, so wie es tatsächlich auch bei mir der Fall war. Hochempathie entwickelt sich oft als Schutzmechanismus – eine Art emotionaler Radar, der dazu dient, Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Bei mir war das genauso. Die unbewältigten Ängste meiner Mutter – die schwere Kindheit, der frühe Tod ihres Bruders – haben mich dazu gebracht, Verantwortung zu übernehmen, die eigentlich nicht meine war. Ich lernte, die emotionale Energie meiner Familie zu spüren, oft auf Kosten meiner eigenen Bedürfnisse.
Und hier ist der entscheidende Punkt: Es hätte anders laufen können, wenn schon in der Kindheit darauf geachtet worden wäre.
Wenn Eltern und Lehrer erkannt hätten, dass manche Kinder hochsensibel und/ oder hochempathisch sind, hätten sie ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand geben können, um mit ihrer Sensibilität umzugehen. Stattdessen werden diese Kinder oft als „zu emotional“ oder „zu empfindlich“ abgestempelt.